Eisai Pharma AG - Fachkreise

Epileptische Anfälle sind Störungen des Gehirns aufgrund kurz dauernder vermehrter Entladungen von Nervenzellen. Eine Epilepsie besteht beim wiederholten Auftreten epileptischer Anfälle ohne erkennbare Erklärung für den Zeitpunkt des Auftretens – ausnahmsweise auch schon nach einem ersten Anfall, sofern ein hohes Risiko weiterer Anfälle besteht.

Es gibt mehr als zehn Formen epileptischer Anfälle und noch weitaus mehr Formen von Epilepsien, auch weil diese mit einer Kombination verschiedener Anfallsformen einhergehen können. Jeder betroffene Mensch hat in der Regel nur eine Epilepsieform mit einer bis drei Anfallsformen. Die Abstände zwischen den einzelnen Anfällen können zwischen Sekunden und Jahren oder sogar Jahrzehnten schwanken.

Das Wort Epilepsie kommt aus dem Griechischen und bedeutet «Ergriffenwerden», «Gepacktwerden» oder «von etwas befallen oder erfasst sein». Bis zum Mittelalter bezeichnete man Epilepsien unter anderem als «Morbus sacer» oder «Heilige Krankheit» und gab ihnen damit eine Sonderstellung, die sie auch heute noch manchmal haben. Eine allgemeingültige und für alle Anfallsformen gültige Beschreibung epileptischer Anfälle könnte lauten: Epileptische Anfälle sind relativ kurz dauernde, plötzliche Änderungen des Bewusstseins, Denkens, Verhaltens, Gedächtnisses, Fühlens oder Empfindens oder der Anspannung der Muskulatur aufgrund einer vorübergehenden Funktionsstörung von Nervenzellen im Gehirn, die sich vermehrt und einander aufschaukelnd elektrisch entladen. Diese Definition ist zwar richtig, aber viel zu lang, um sie behalten zu können und im Alltag zu verwenden. Man kann epileptische Anfälle deswegen vereinfachend auch als Ausdruck einer vorübergehenden Funktionsstörung von Nervenzellen definieren, wobei die Auswirkungen davon abhängen, welche Aufgaben die beteiligten Nervenzellen normalerweise haben.1

Allen Epilepsien liegen Veränderungen im Gehirn zugrunde, die zu einer höheren Anfallsbereitschaft führen. Verschiedene Erkrankungen können epileptische Anfälle und Epilepsien auslösen. Eine erhöhte Bereitschaft zu epileptischen Anfällen kann angeboren sein, vererbt oder durch Erkrankungen oder Verletzungen erworben werden. Anfälle und Epilepsien können in jedem Lebensalter auftreten, häufen sich aber in bestimmten Lebensabschnitten. Nicht zu verwechseln mit den Ursachen sind Faktoren, die epileptische Anfälle auch bei Menschen ohne Epilepsie auslösen können (sogenannte Gelegenheitsanfälle) – zum Beispiel Alkoholentzug oder hohes Fieber bei Kindern.

In ungefähr 60 % der Fälle kann heute die Ursache für die Epilepsie herausgefunden werden. Häufig bleibt aber trotz umfassender Diagnostik die Ursache einer Epilepsie unklar.1

Die Epilepsien werden zunächst nach Anfallstypen eingeteilt:1

Fokale Anfälle
Fokale Anfälle beginnen in einem umschriebenen Abschnitt des Gehirns, zum Beispiel in einem Teil des Schläfenlappens oder im Stirnlappen. Zum Teil bleiben sie auch auf diesen Abschnitt beschränkt. Sie können mit oder ohne Bewusstseinsstörung auftreten und sehr unterschiedliche Formen annehmen. Teilweise sind sie für Fremde kaum zu bemerken.

Bei nicht bewusst erlebten Anfällen wirken die Betroffenen abwesend entrückt, losgelöst ohne normalen Kontakt, wie in Trance oder im Traum; die Betroffenen weisen danach eine Erinnerungslücke für das Geschehene auf.1

Generalisierte Anfälle
Bei diesem Anfallstyp sind von Anfang an weite Bereiche des Gehirns in beiden Hirnhälften (bilateral) betroffen. Die Anfälle meist gehen mit einem vollständigen Bewusstseinsverlust einher (Ausnahme z. B. Myoklonien, s.u.). Im äusseren Erscheinungsbild sind generalisierte Anfälle sehr unterschiedlich. Das Spektrum reicht von kaum bemerkbaren Absencen bis zu bedrohlich erscheinenden tonischklonischen Anfällen.1

Der besondere Fall: Das Lennox-Gastaut-Syndrom
Das Lennox-Gastaut-Syndrom (LGS) ist eine der schwersten epileptischen und entwicklungsbedingten Enzephalopathien. Es macht 1-10 % aller Epilepsien im Kindesalter aus. Es gibt mehrere gleichzeitig auftretende Anfallstypen, einschließlich plötzlicher Sturzanfälle (kurze tonische oder atonische Anfälle) mit hohem Verletzungsrisiko, atypische Absencen, die in einen nicht konvulsiven Status epilepticus übergehen können, und andere Anfallstypen, die fokal, generalisiert, tonisch-klonisch oder einseitig klonisch sind. Der vorherrschende Anfallstyp kann sich im Laufe der Zeit ändern. Das LGS ist immer mit einem kognitiven Abbau, oft schweren Verhaltensstörungen und Medikamentenresistenz assoziiert. Der Erkrankungsbeginn liegt in der Regel vor dem Alter von 8 Jahren mit einem Höhepunkt zwischen 3 und 5 Jahren.2

Voraussetzung für eine erfolgreiche Epilepsiebehandlung ist die sorgfältige Diagnose.

Das Spektrum der Erscheinungsformen bei Epilepsien ist gross. Eine gute Diagnostik ist daher unerlässlich, um Epilepsien von anderen Krankheitsbildern wie beispielsweise einer kurzen Bewusstlosigkeit durch Minderdurchblutung oder psychogenen Anfällen abzugrenzen. Die Diagnose sollte von einem in der Epilepsiebehandlung erfahrenen Facharzt durchgeführt oder überprüft werden. Erst wenn die Diagnose einer Epilepsie zweifelsfrei gestellt wurde, sollte mit der Behandlung begonnen werden.

In der Diagnostik ist der Facharzt auf die aktive Mitarbeit des Betroffenen angewiesen, denn neben genauen neurologischen Untersuchungen sind eine ausführliche Erhebung der Krankheitsgeschichte mit einer detaillierten Beschreibung der Anfälle und deren zeitlichem Auftreten besonders wichtig.1,2 Hilfreich kann beispielsweise ein Anfallstagebuch sein, in dem das Auftreten und die Art der Anfälle festgehalten werden können.

Folgende Untersuchungsverfahren können eingesetzt werden:

  • Elektroenzephalographie (EEG): Mit der Elektroenzephalographie werden Hirnströme, also die elektrische Aktivität an der Hirnoberfläche, gemessen und aufgezeichnet.3
  • Computertomographie (CT): Dieses Röntgenverfahren erlaubt es, menschliche Körperstrukturen wie Gehirn und Schädel detailliert in Querschnittbildern darzustellen.2
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Bei der Magnetresonanztomographie werden organische Veränderungen des Gehirns mittels Magnetfeldern und Radiowellen sichtbar gemacht.4

1. Schüler P, Informationszentrum Epilepsie (ize) der Dt. Gesellschaft für Epileptologie e.V. (Hrsg.). Erhebung der Krankengeschichte, Informationsblatt 051, 2008. Berlin: Dt. Gesellschaft für Epileptologie e.V. [abgerufen am: 13.02.2024].
2. Schüler P, Informationszentrum Epilepsie (ize) der Dt. Gesellschaft für Epileptologie e.V. (Hrsg.). Nicht-invasive Verfahren ausser EEG, Informationsblatt 052, 2008. Berlin: Dt. Gesellschaft für Epileptologie e.V. [abgerufen am: 13.02.2024].
3. Penin H, Fröscher W, Informationszentrum Epilepsie (ize) der Dt. Gesellschaft für Epileptologie e.V. (Hrsg.). Elektroenzephalographie (EEG), Informationsblatt 055, 2010. Berlin: Dt. Gesellschaft für Epileptologie e.V. [abgerufen am: 13.02.2024].
4. Schumacher M, Informationszentrum Epilepsie (ize) der Dt. Gesellschaft für Epileptologie e.V. (Hrsg.). Magnetresonanztomographie (MRT), 2004. Berlin: Dt. Gesellschaft für Epileptologie e.V. [abgerufen am: 13.02.2024].

Das Ziel einer jeden Epilepsie-Therapie ist die Anfallsfreiheit.

Eine Beherrschung der Epilepsie ist nicht immer möglich. Bei manchen Arten der Epilepsie werden 90 Prozent der Betroffenen anfallsfrei, bei anderen höchstens 10 bis 20 Prozent. Fast zwei Drittel der Menschen mit Epilepsie führen ein normales Leben, das heisst, sie benötigen neben ihren täglichen Medikamenten und der medizinischen Betreuung keine weiteren Hilfen1.

Medikamentöse Therapie
Fast alle Epilepsiebetroffenen werden mit Medikamenten behandelt. Nach der Diagnose Epilepsie besteht die Behandlung durch die Neurologin, den Neurologen in der Regel in der Einnahme von Medikamenten, um die Anfälle zu unterdrücken («anfallssuppressive Medikamente», kurz ASM, oder «Antikonvulsiva», früher auch «Antiepileptika»). Welche Medikamente, ob eine oder mehrere Substanzen, hängt von der Form der Epilepsie und anderen Faktoren ab, z. B. Begleiterkrankungen1. Je nach individuellem Ansprechen wird die Dosierung schrittweise angepasst, bis kein weiterer epileptischer Anfall mehr auftritt oder bis es zu inakzeptablen Nebenwirkungen kommt.1 Kann durch Monotherapie(n) keine Anfallsfreiheit erzielt werden, kommen im nächsten Schritt meist zwei Medikamente in einer Kombinationstherapie zum Einsatz. Rund ein Drittel aller Epilepsie-Patienten erreichen auch unter einer Kombinationstherapie mit mehreren Medikamenten keine Anfallsfreiheit.2,3 Um diesen Patienten helfen zu können, forschen Wissenschaftler von Eisai an immer neuen therapeutischen Ansätzen.

Epilepsiechirurgie
Bei einem Teil der nicht anfallsfreien Patienten kommt ein chirurgischer Eingriff zur Behandlung der Epilepsie in Betracht. Zum Teil muss die medikamentöse Behandlung allerdings auch nach einem erfolgreichen epilepsiechirurgischen Eingriff fortgesetzt werden.4 Die Epilepsiechirurgie wird an spezialisierten Epilepsiekliniken durchgeführt.

Neurostimulation
Unter Umständen kann die Neurostimulation als weitere Therapieoption zu einer Verbesserung der Anfallssituation führen. Dabei werden Teile des Gehirns selbst (Tiefe Hirnstimulation) oder Faserbahnen, die dort hinführen (z. B. der Vagus-Nerv), mit niedriger Stromstärke stimuliert.5

Ketogene Diät
Zusätzlich zur medikamentösen Therapie kann die Einhaltung einer ketogenen Diät empfehlenswert sein: Die kohlenhydratarme, aber protein- und fettreiche Ernährung kann die Häufigkeit der Anfälle herabsetzen.6

1. Behandlung der Epilepsie – Schweizerische Epilepsie-Liga [abgerufen am 13.02.2024].
2. Epilepsie bei Erwachsenen: Behandlung mit Medikamenten (gesundheitsinformation.de), Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Berlin [abgerufen am: 04.12.2023].
3. Fröscher W, Informationszentrum Epilepsie (ize) der Dt. Gesellschaft für Epileptologie e.V. (Hrsg.). Schwer behandelbare Epilepsie, Informationsblatt 079, 2012. Berlin: Dt. Gesellschaft für Epileptologie e.V. [abgerufen am: 04.12.2023].
4. Epilepsiechirurgie bei Erwachsenen – Deutsche Epilepsievereinigung (epilepsie-vereinigung.de), Berlin: Deutsche Epilepsievereinigung. [abgerufen am: 04.12.2023].
5. Neurostimulation in der Epilepsiebehandlung – Deutsche Epilepsievereinigung (epilepsie-vereinigung.de), Berlin: Deutsche Epilepsievereinigung. [abgerufen am: 04.12.2023].
6. Ketogene Diäten – Deutsche Epilepsievereinigung (epilepsie-vereinigung.de) Berlin: Deutsche Epilepsievereinigung. [abgerufen am: 04.12.2023].

Weitere Therapiebereiche

Eisai verfügt über langjährige Erfahrung im Bereich Alzheimer-Demenz und arbeitet an der Entwicklung neuer Medikamente zur Behandlung dieser Erkrankung.

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